Buchcover
Reinhard P. Gruber

Zweimal 100 Gedichte gegen Gedichte

2004
Broschur , 12 x 21 cm
80 Seiten
ISBN: 9783854206675
€ 11,50

AUTOREN

Textauszug

Gedicht 140
Das kurze Gedicht ist mir lieber.
Es ist schneller vorbei, und
ich kann wieder
zur Normalität zurückkehren.

Gedicht 117
Draußen vor der Tür
wütet die Natur.
Drinnen
die Familie.

Gedicht 15
Ich hab Rilke gelesen, aber
nicht verstanden.
Hätte mich Rilke gelesen, es
wäre genauso gewesen.
Aber er hatte nur Frauen im Kopf.

Ja, stimmt schon: Gedichte sind schön, manchmal, sie sind berührend, und manchmal auch erhellend, einige haben trockenen Witz, Schärfe, Genauigkeit und Poesie, und hin und wieder kann man die Dinge nur so sagen, wie ein Gedicht sie eben sagt.

Aber dieses Getue um Gedichte! Diese Feierlichkeit, dieses – profane oder sakrale – Zelebrieren, das kann einem schon auf die Nerven gehen. Diese Widmungen, ständig sind Gedichte jemandem gewidmet! Und die penetrante Bescheidenheit, mit der diese sogenannte »kleine Form« sich in Szene setzt!

Da muss einer wie Reinhard P. Gruber doch einmal Klartext reden. Einerseits. Und andererseits muss er das Gedicht auch von all diesem traditionellen Ballast reinigen, muss es entschlacken, auf das Notwendigste reduzieren.

Und immerhin macht Gruber es sich nicht leicht: Er unternimmt hundert und dann noch ein zweites Mal hundert Anläufe, das Gedicht wieder auf die Beine zu stellen, was einem, der bisher eigentlich hauptsächlich Erzählungen und Romane schreibt und andere Sorten, die der Mensch auch wirklich braucht, natürlich nicht so leicht fällt. Nur zu verständlich, dass er dabei vorzeitig ermattet (etwa bei Gedicht Nr. hundertsiebenundsechzig).

Aber das genügt. Reinhard P. Gruber liefert bis dahin ausreichend Argumente gegen Gedichte – in Gedichtform natürlich.

Presse

»Gruber wäre nicht Gruber, wenn er das Dichten ernst nähme, was er diesmal schon mit dem Titel seiner Gedichtsammlung demonstriert.« (ORF)

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