Buchcover
Antonio Fian

Man kann nicht alles wissen

Dramolette V - mit 1 Bonusdrama!
2011
gebunden , 13 x 21 cm
192 Seiten
ISBN: 9783854207801
€ 19,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

WITZIG
(Wien 2009. Später Abend. Ein Ehepaar mittleren Alters verlässt ein Theater mittlerer Größe.)

SIE: Und? Wie hast du es gefunden?
ER: Witzig.
SIE: Das ist nicht dein Ernst, oder?
ER: Doch. Ich sage nicht, dass es nicht ernst ist, aber insgesamt finde ich es total witzig.
SIE: Also, ich finde es alles andere als witzig. Man muss schon ein Zyniker sein, um so was witzig zu finden.

(Pause. Sie gehen stumm nebeneinander her, dann:)

ER: Weißt du, was ich witzig finde? Schon wie ich gesagt habe, ich finde es witzig, war mir klar, dass du sagen wirst, du findest es alles andere als witzig.
SIE: Ach? Das findest du witzig?
ER: Ja.
SIE: Ich finde das überhaupt nicht witzig. Ich glaube, du hast überhaupt nur gesagt, du findest es witzig, weil du gewusst hast, dass ich es nicht witzig finde.
ER: Das ist nicht dein Ernst, oder?

(Usw.
Vorhang)

Der Grundform von Antonio Fians Literatur, zu der er immer wieder zurückkehrt, sind die Dramolette, die regelmäßig, zumeist im ›Standard‹, erscheinen und den Irrwitz des Alltags, der Politik und der Kultur in Fians unvergleichlichem Tonfall kenntlich machen.

In den mehr als 80 Dramoletten von Man kann nicht alles wissen begegnen wir wieder den vielen Facetten des österreichischen Wesens bzw. Unwesens, den Wortführern im politischen und kulturellen Feld, wir erleben Hermann Nitschs Verwandlung vom Knaben zum Künstler und lesen ein neues Interview mit Norbert Gstrein. Aber nicht nur Politiker und Künstler reden – gemeinen, eitlen oder auch gefährlichen – Unsinn; dem genauen Zuhörer Fian begegnet dasselbe – je nach Bedarf – schwache, schlaue oder wahnsinnige Denken auch im Alltag: Ökonomische Theorie an der Supermarktkassa, Anzengruber im Süd- und Nordtirol der Gegenwart, Rauchen, Trinken und Essen unter veränderten gesundheitspolitischen Bedingungen.

Mit »Hennir«, dem 2010 im Hamakom-Theater Wien mit Isabel Karajan uraufgeführten Monolog über eine unmögliche Schauspielerexistenz, enthält der fünfte Band der Dramolette auch ein abendfüllendes Stück: die Schauspielerin, die eigentlich die Penthesilea geben will, landet in einer Hörspielversion von »Troja for Kids«.

Presse

»Es ist wie immer ein Hochgenuss, wie präzise und pointiert Antonio Fian ins Schwarze der österreichischen Seele trifft. (…) Meisterhafte Miniaturen in bewährter und unentbehrlicher Virtuosität.« (Werner Krause, Kleine Zeitung)

»Manchmal sind sie ganz schön böse, häufig sind sie wirklich witzig, treffend sind sie immer: Antonio Fians Dramolette. Kleine, absurde Alltags-Miniaturen, die gleichermaßen Schmunzeln wie Erschrecken erzeugen.« (Wolfgang Huber-Lang, APA)

»Zeitlos absurde Szenen« (Wolfgang Kralicek, Falter)

»In Antonio Fians fast überwahren Dramoletten findet die österreichische Wirklichkeit zu sich selbst.« (Die Presse)

»Die großen und kleineren Irrwitzigkeiten aus Politik und (Medien-)Alltag inspirieren Fian zu hinreißenden, manchmal bitterbösen, meistens ziemlich entblößenden Minitaturen.« (Tiroler Tageszeitung)

»Fian ist der Kurzstreckenläufer der österreichischen Literatur, näher an den schrägen Dichtungen eines Daniil Charms denn an den Analytikern der politischen Welt. Dabei ist Fians Literatur als eine durch und durch politische aufzufassen, zumal er das System Österreich attackiert.« (Anton Thuswaldner, Literatur und Kritik)

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