Buchcover
Andreas Unterweger

Du bist mein Meer

Novelle (in 3 x 77 Bildern)
2011
Flex-Broschur , 13,5 x 13,5
240 Seiten
ISBN: 9783854207795
€ 17,00

AUTOREN

Textauszug

Er hat seinen Fotoapparat verloren.
Besser gesagt: seine Digitalkamera, klein und schwarz, ein Geschenk seines Vaters.
Und auch »verlieren« ist nicht das richtige Wort. »Verlieren« ist ein Tun-Wort, und er hat nichts getan. Die Kamera ist auf dem Beifahrersitz seines Autos gelegen. Er weiß das, er hat sie dort liegen gesehen. Erst, als er sie in seine Tasche packen will, ist sie nicht da.

Er denkt wie Parmenides: Nichts kann nicht existieren. Alles, was da ist, existiert seit jeher. Und nichts – kein Ding, kein Mensch, kein Augenblick – kann jemals (und schon gar nicht urplötzlich!, denkt er) aufhören zu existieren.
(Wenn es »fixe Ideen« in seinem Weltbild gibt, dann diese.)

Er sieht sich um. Er sieht, was ihn in P. umgibt (die Frau, das Haus am Meer, das Meer), in Fotos. Er sieht es durch die Kamera, die es nicht gibt. Er weiß, dass er die Fotos, die er sieht, nicht machen kann.

Er sieht, auf einem solchen Foto, den Bauch der Frau. Er denkt an das Ungeborene darin. Er denkt es als ein Neugeborenes, von dem er kein Foto wird machen können. Er sieht das unmögliche Bild vor sich. Er weiß: so viel hat er von seinem Kind noch nie gesehen.

In Andreas Unterwegers »virtuosem und charmantem Debütroman« (FAZ) Wie im Siebenten schreibt der Ich-Erzähler Andreas: »Nachts träumten wir vom Meer, und morgens lagen dann wirklich immer Muscheln in der Blumenkiste vor dem Fensterbrett.«

In diesem zweiten Buch spielt das Meer nun eine zentrale Rolle: Er und Sie, ein Paar, das mit gutem Grund an das Liebespaar in Wie im Siebenten erinnert, sind für eine Woche in einem kleinen Dorf in Schottland am Meer – aber Er hat seinen Fotoapparat vergessen und ist daher gezwungen, seine Tage am Meer mit Sätzen zu fotografieren. Daraus entsteht nun sowohl ein ›Fotoalbum‹ mit haikuartigen, sehr prägnanten Bildern, als auch »eine Novelle (in 3 x 77 Bildern)«. Und die unerhörte Begebenheit, nach der eine Novelle definitionsgemäß verlangt? Was ist unerhörter als das Entstehen und Heranwachsen eines Babys! Die Frau des Erzählers ist schwanger – und der werdende Vater, bei aller Liebe, entsprechend unruhig. Entstanden ist aber kein Buch über eine Schwangerschaft oder über das Wetter in Schottland, nein, Du bist mein Meer ist im selben Maße ein Buch über die Literatur, wie es ein Buch über das Leben ist.

Mit unglaublicher Leichtigkeit hat sich Andreas Unterweger dem Dilemma des ›zweiten Buches‹ gestellt. Du bist mein Meer ist Satz für Satz, Bild für Bild, eine motivisch dicht verwobene Prosa, liebenswürdig, witzig, zärtlich, klug, und von einer poetischen Kraft, die außergewöhnlich ist. Originell ist nicht nur die äußere Form des Buches, sondern das ganze literarische Universum dieses Autors: federleicht, unsentimental, und doch herzerwärmend.

Presse

»Unterweger ist es gelungen, in seiner ruhig-schönen Novelle die uralte Metapher des erhabenen Meeres noch einmal ganz frisch und unerhört auf das Leben anzuwenden.« (Oliver Jungen, FAZ)

»Hinter diesen Sätzen meint man das Rauschen der Wellen zu hören – die Novelle ist eine philosphisch-literarische Meeres-Meditation.« (Michaela Schmitz, Deutschlandradio)

»Unterweger bringt die Abenteuer Schreiben und Liebe intelligent und mit viel Wärme zusammen.« (Christof Huemer, Falter)

»Wie kaum ein anderer Autor schafft er es, tiefgreifend und doch auch leichtfüßig Literatur und Leben zu verschmelzen.« (Christoph Hartner, Kronen Zeitung)

»Auch in seinem zweiten Buch Du bist mein Meer ist es Andreas Unterweger gelungen, aufmerksame Leserinnen und Leser für die tiefen Geheimnisse der Sprache zu sensibilisieren, sie unter die Oberfläche der Worte blicken zu lassen.« (Martina Jung, Radio Orange)

»Verspielt und originell – ein stimmiges Gesamtpaket: das quadratische Kleinformat des Buches, das Cover und der Inhalt.« (Marcus Pöttler)

»Motivisch und klug, poetisch und innovativ.« (Juliane Fischer, The Gap)

»Diese Novelle hat für den Leser zwei nicht zu unterschätzende Vorteile: Sie ist kurz. Sie ist originell.« (Wolfgang Huber-Lang, APA)

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