Buchcover
Rosa Pock

wir sind idioten

Drei Geschichten
2012
gebunden , 13 x 18 cm
96 Seiten
ISBN: 9783854208303
€ 16,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

des nachts wir liegen gegeneinander zu bett und kleinanleger der liebe wir sind, die nun vom mohren kahlgeschoren. und du mir zu verstehen gibst, wir nicht sind die einzig geprellten, den zärtlichen beginn, wir haben ihn gelebt, doch du niemals zufrieden mit dem, was gewesen, du nicht ertragen willst die ruhige mitte, nein, extreme dich ziehen an und doch, den fall in endlosen boden du dich zierst zu proben. beginne dich zu erforschen und schnell dir wird klar, wie unmöglich als ein teil das ganze zu sehen doch ist. und wieder nein, da du willst mit deiner idee von liebe durch die wand und suchst wenn nicht ein ganzes so doch die beiden teile von jeweils uns zu erkennen. wer nur provoziert die rasende wut, die in uns beiden? und dann wir lähmen uns ein als dornröschen in hundertjährigem schlaf und wollen wieder geweckt werden mit einem kuss, der nicht gesandt von furien. gemeinsam ist unser das ziel, die und der gebende zu sein, es sich gut gehen zu lassen so gut es eben geht, na wenn schon, die dauer des lebens bleibt von der ewigkeit noch immer gleich weit entfernt. wir wissen nur zu gut, was erfolgsgestählte vorbilder zu leisten imstande sind, hurra, wie schön sie doch singt, hurra, wie weit er doch fliegt, warum nicht auch wir? weil wir die zeit zu verschleudern haben mit uns als kerze schnell verbrannt und alles verursacht ist und verursacht. den umgang mit schwierigen menschen du mir nicht empfiehlst, weil schwer genug haben wir es mit uns, warum auch in die ferne ziehen, wenn das schwere liegt so nah. und schwer muss uns es nicht sein, wenn wir es das schwere leicht aufnehmen und verdauen mit uns.

Rosa Pock, eine Grenzgängerin der Literatur. Auch in ihrem neuen Buch hält sie sich nicht an die Regeln des Erzählens, nicht an die »schöne Sprache«, die eine »schöne Literatur« generieren soll, nicht an Dekor und an die Techniken, die gemeinhin »Stimmung« erzeugen sollen. Die drei Prosastücke in wir sind idioten sind elementare Zustandsbeschreibungen, auf das Wesentliche reduzierte Lebensverläufe, die das Auf und Ab üblicher Biografien und Schicksalskurven herauskristallisieren.

Sind es in »anton und antonia« die biografischen Linien einer katholischen Familie auf dem Land im 20. Jahrhunderts und in »maria und paul« eine prototypische Liebes-Karriere in der Stadt der Gegenwart, so spricht in »wir sind idioten« in gebrochenem Rosa-Pock-Deutsch eine Stimme über die Liebe in Zeiten der Krise. Und wann wäre nicht Krise? Begehren und Liebe und Geld – und natürlich Untreue und Leid und Bankencrash: ein bei aller Wahrhaftigkeit durchaus komischer Monolog über die alltäglichen Schicksalsfragen – verknappt, verdichtet und unverstellt poetisch.

Presse

»Odi et amo dichtete einst Catull. Rosa Pock liefert mehr als zweitausend Jahre später eine um die Gezeiten des Alltags angereicherte und deshalb wortreichere, aber nicht weniger bündige weibliche Gegenstimme.« (Samuel Moser, NZZ)

»Nachdem ich Rosa Pocks neues Buch wir sind idioten gelesen habe, möchte ich es in höchsten Tönen loben, seinen sprachlichen Eigensinn hervorheben, seine Klugheit, seinen unvergleichlichen Duktus und Rhythmus, den Anspielungsreichtum, die Feinheit von Beobachtungsgabe und Witz.« (Martina Wunderer, Literaturhaus Wien)

»Ein hervorragendes Buch (der Gattung Kleine Literatur, so Deleuze/Guattari zu einer bestimmten Art des Literarischen), dem es gelingt, die Tragikkomik des Lebens in Sprache zu fassen.« (Sissi Tax)

»Nicht Einzelsituationen werden gezeichnet, sondern ganze Lebensbögen in zwei kurzen Prosastücken und einem Zentraltext, der in seiner Intensität dem inneren Monolog der Molly Bloom im Abschlusskapitel des Ulysses von James Joyce nahekommt.« (Kurt Neumann, Alte Schmiede)

Die »Bestandsaufnahme heutigen Lebensgefühls zwischen privaten Träumen und politischen Rahmenbedingungen, zwischen Wut und Hoffnung. wir sind idioten erinnert mit Schärfe und Sarkasmus an die Textflächen einer Elfriede Jelinek.« (Wolfgang Huber-Lang, APA)

»Mit einem diagnostisch klugen Blick durchmisst Pock die Gefielde unterschiedlicher Beziehungsformen zwischen Liebe, Begehren, Illusion, Duldsamkeit und Streit. Faszinierend ist, wie pointiert sie mit ihren ›Sprachsäbeln‹ die Sätze zuspitzt. Wenige Worte genügen, um eindringliche Bilder zu hinterlassen.« (Maria Renhardt, Die Furche)

»Scharfsichtige Beobachtungen der Gesellschaft, des Kapitalismus, kurz der Rahmenbedingungen, die jede Beziehung gnadenlos mitbestimmen.« (Helga Pankratz, Weiberdiwan)

»Sie zählt zu den großen Verdichtungs-Künstlerinnen der Gegenwart.« (Christoph Hartner, Kronen Zeitung)

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