Buchcover
Stefan Schmitzer

moonlight on clichy

Gedichte
2007
gebunden , 13 x 21 cm
88 Seiten
ISBN: 9783854207207
€ 16,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

lieder mit paris und/oder arbeitsmarkt
(schrapnell radio mix. not funny.)

(»sex up your life«, soweit an der station das schaufenster zu übersehen war)

siebenuhrvierzig die dritte zigarette ein apfel die bereitschaft
wiedermal den traum zu leben also im gesicht zumindest
dieses kerls der mir entgegenkommt sicher kamelhaar-
mantel höchstens fünfundvierzig & schlohweißes haar &
burning eyes will heißen ernst & im wagnis begriffen

trägt kamelhaar & mundwinkelfalten als überwurf / uniform
/ tarnung für das ding von dem er geträumt hat oder im
halbschlaf gedacht hat zu träumen mit einer morgenlatte
als zentralorgan einer körperbewusstheit

jedenfalls was worauf ne religion ne kunstströmung n theorie-
gebilde zu ruhen kommen könnte aber hier & eben jetzt
kamelhaar & wagnis & zivile umgangsformen oder mister
was wären sie in einem hollywoodfilm über mich?

dann siebensechsundvierzig die vierte zigarette es trocknen
schlafschweiß seifenschaum kaffeespritzer zwischen den
fingern ein atemzug der dahinfährt das leben zu träumen
sei keine option & irgend ein arsch hat den wecker ver-
stellt

Stefan Schmitzer ist ein Beobachter dessen, was um uns und mit uns vorgeht, und alles das hat in seinen Gedichten auch Platz: der EU-Gipfel in Innsbruck und das »Die Geschichtenerzähler machen weiter« von Rolf Dieter Brinkmann, die Unruhen in der Pariser Banlieue, Arbeitslosigkeit, Sozialgeld und Songs, die einem vorübergehend aus dem ganzen Elend heraushelfen. Vor allem die Songs: Zitate von Jim Morrison und Bob Dylan, Bob Marley und Frank Zappa, Pink Floyd und Barry McGuire durchziehen die Zeilen.

Anderswo »schreiben sie hauptstadtprosa«, aber das ist keine Frage für Stefan Schmitzer. Seine Gedichte beziehen ihre Kraft aus der Leichtigkeit von Song-Texten, und das macht sie zu wuchernden Fantasien und weitausholenden Gesängen (bei denen auch Ginsberg und andere Dichter der Beat-Generation Pate standen), die weitgehend ohne die Schnitt- und Montagetechniken gegenwärtiger Lyrik auskommen.

»meine panik/ & mein lächeln/ & das geht/ zusammen«, heißt es einmal. Zwischen diesen beiden Befindlichkeiten, zwischen jugendlichem Optimismus und Verzweiflung, zwischen körperlichem Glück und gesellschaftlichem Unglück, halten Schmitzers Gedichte eine labile Balance.

Presse

»Eindringlich wie Songs.« (NZZ)

»Hören wir da so etwas wie Groove in einem deutsch-sprachigen Gedicht? Dieser Autor nimmt seine Leser mit in den rasenden Puls der Sprache, zum Herzschlag der besseren Musik.« (Tom Schulz, Steinschlag – Berliner Stadtzeitung)

»Es ist der Wortbeat unserer Tage (…) hellwach, verzweifelt, sarkastisch, stets aber wunderbar abgebrüht.« (Werner Krause, Kleine Zeitung)

»Eine neue eigene Stimme.« (Silke Scheuermann)

»Selbstsicher, lässig und dennoch sehr reflektiert. (…) Der Dichter greift zu starken Bildern und fährt mit ihnen frontal aufs Publikum zu. Und das mit Erfolg.« (Werner Schandor, KSG)

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