Buchcover
Antonio Fian

Im Schlaf

Erzählungen nach Träumen
2009
gebunden , 13 x 21 cm
112 Seiten
ISBN: 9783854207580
€ 16,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

Ehe

In einer Hotelpension auf Mallorca oder an einem anderen, ähnlichen Ort saß ich beim Frühstück, mir gegenüber E. und der Turnlehrer unseres Sohnes, der zufällig, wie sich herausgestellt hatte, in derselben Pension urlaubte und mit dem realen Turnlehrer unseres Sohnes äußerlich nichts gemein hatte, außer dass auch er ein attraktiver junger Mann war, und wir politisierten, sprachen über den Wahnsinn der gegenwärtigen österreichischen Regierung – das war, aber das tut nichts zur Sache, 2001 –, ich insbesondere sprach, dabei kräftig dem Alkohol zusprechend (beim Frühstück schon!), ereiferte mich über die, wie ich sagte, ständige Vertuschung des tatsächlichen durch den inszenierten Skandal, die bevorstehende, durch behauptete sogenannte Eskalationen und insbesondere die darauf folgenden behaupteten sogenannten Deeskalationen zwangsläufig entstehen müssende tatsächliche und totale Eskalation, das kommende Schreckliche, wie ich ausrief, ich hörte mich lauter und lauter sprechen und sah mich immer rascher trinken und sah vor allem, während ich aufs Scharfsinnigste die gesellschaftliche Situation analysierte, wie die beiden mir gegenüber Sitzenden, die ich gerade erst miteinander bekannt gemacht hatte, einander, wie lang Vertraute, erotische Zeichen gaben, dann, dabei ständig mein Sprechen benickend, manchmal sogar durch ein »So ist es!« oder »Leider ist es so!« bestätigend, weiter und weiter zu-, schließlich ineinander sanken, und wie mir E., verzweifelt, wie mir schien, während ich, verzweifelt, schrie, das kommende Schreckliche werde äußerstenfalls zu erkennen, aber nie zu verhindern sein, mitzuteilen versuchte, es werde äußerstenfalls zu verhindern, aber nie zu erkennen sein.

Träume sind die besten Erzählungen – meinte zumindest der Surrealismus und lieferte nicht immer ganz überzeugende Beispiele für diese Behauptung. Womit Breton & Co – und auch Freud – aber auf jeden Fall recht hatten: Träume sind eine unerschöpfliche Quelle aberwitzigen Humors und absurdester Einfälle. Man muss sie nur noch in die rechte Form bringen: »…. ihr Schriftsteller habt es gut, es kann kommen, was will, ihr braucht nur einen Stift und ein Blatt Papier und könnt sofort wieder mit der Arbeit beginnen«, sagt (nach einem gewaltigen Erdbeben) jemand zum Schriftsteller Erich Hackl – jedenfalls in einer Fian’schen Traumszene.

Diese in erstklassige short storys verwandelten erstklassigen Träume enthalten alles, was wir an unserer Schlafproduktion lieben: Hinrichtungen, Katastrophen, sexuelle Bizarrerien und Wunscherfüllungen der Sonderklasse. Da es sich beim Träumer um Antonio Fian handelt, nimmt es nicht Wunder, dass auch seine Arbeitswelt und seine Kollegen (und Konkurrenten) in unbezahlten Haupt- und Nebenrollen auftreten. Und das Schwierigste an Träumen, ihre Verständlichkeit, diese Frage stellt sich gar nicht erst, denn die Frage nach Sinn und Bedeutung ist ja die Spezialdomäne der Literatur!

So wie Träume diverses (verwandlungsbedürftiges) Material verwandeln, verwandelt der Autor das Roh-material der Träume in Erzählungen. Ist das nicht der Verwandlungsvorgang, den Literatur immer vollziehen muss? Antonio Fian gewährt uns mit diesen Kurzgeschichten einen phantastischen und sehr unterhaltsamen Einblick in die hellwache Wirklichkeit.

Presse

»Herrlich absurde Traumprotokolle, hochkomisch und trotzdem nah an der Realität.« (Rainer Springenschmid, fm4)

»Man erwischt sich beim Lesen unverblümt lachend, gleichsam froh, dass man selber solche Dinge nicht träumt, oder will man dies vielleicht? Im Schlaf ist ein ideales Buch, das man immer wieder hernehmen kann, um dem oft tristen Alltag zu entfliehen.« (Blick-Punkt)

»Fian trifft mit schlafwandlerischer Sicherheit den Kern der Dinge.« (Werner Krause, Kleine Zeitung)

»Ist die Situation auch noch so grotesk, der Autor behält einen nüchtern-beschreibenden Ton bei und steigert so den komischen Gehalt der Texte.« (Alexandra Millner, Die Presse)

»Von Schulängsten träumen die meisten, packend davon erzählen kann hingegen kaum jemand. Dass Traumtagebücher nicht nur für Therapeuten, sondern auch für Leser interessant sein können, beweist Antonio Fian.« (Georg Renöckl, Falter)

»Das perfekte Nachttischbuch.« (Markus Bundi, Wiener Zeitung)

»Antonio Fian versteht es, in wenigen Sätzen ganze Romanhandlungen zu erzählen.« (Wolfgang Kühn, DUM)

»Man muss lachen. Da die Texte meist nur etwa eine halbe Seite lang sind, weist das Bändchen eine außergewöhnliche hohe Dichte von erheiternden Momenten auf.« (Katharina Granzin, taz)

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