Buchcover
anselm glück

ich kann mich nur an jetzt erinnern

denkschrift zum bevorstehenden jahrtausendwechsel (sehen sie selbst)
1998
gebunden , 13 x 21 cm
236 Seiten
Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
ISBN: 9783854204879
€ 23,00

AUTOREN

Textauszug

aus der serie »sichtvermerke«

1)
langsam besann er sich. jemand hielt ihm die hand. es war eine art gruß. sein gesicht wurde von einem lächeln auseinandergerissen, und etwas in ihm beugte sich vor. die fenster wölbten sich. die tür war durch nichts zu bewegen. als er endlich im flur stand, kippte das haus. die freie hand am treppengeländer, rollte er die straße hinunter

2)
zweiter versuch:
sein körper straffte sich und stand kopf. er hörte namen rufen, hielt inne und bildete sich ein, nach hinten zu sinken. dabei bemerkte er, daß alles sich in seiner erinnerung zutrug. sein gesicht kam zur ruhe, während es sich gleichzeitig in einem spiegel rasch und entschlossen herankommen sah. er griff zu, packte einen arm, und ohne weiteres tauschte er platz. er sagte sich, »drinnen stehen wir jetzt nebeneinander«. er sah nach, war aber nicht mehr vorhanden. wir lachten

3)
blickwechsel (gegenschuß)
ich verstand sofort, daß ich mir schnell wieder auf die beine helfen mußte, leider war ich aber nicht geistesgegenwärtig genug. die erde schrammte gerade noch an der sonne vorbei. mein magen schlug auf und aus meinem kopf stürzten trümmer. ich befand mich zweifellos nach wie vor in diesem augenblick, der nicht und nicht zu enden schien, und offenbar schwebte ich. aber wo? – weit unter mir hing die wölbung eines himmels, in den ich endlich eintauchte, so tief bald, daß er um mich ausgebreitet war. ich zog ein stück brot aus der tasche und schlug es auf. ich hielt es mir hin und schnappte mit den zähnen danach. kurz darauf ging ich zu boden

hallo. da sind wir wieder. ich schreibe, du liest. – heute möchte der verlag, daß ich etwas zu meinem neuen buch sage, ich behelfe mir jedoch lieber mit den meinungen anonymer leseratten:

»Nein. So nicht, Herr Glück. Sie versuchen krampfhaft Unterhaltung zu bieten, haben sich nun aber endgültig im Kitsch verirrt. Langweilig, naseweise und auch noch ungut zu lesen. Wir raten ab! Zu den Zeichnungen sagt man am besten gar nichts. Der Verlag tut sich mit dieser aufwendigen Fehlproduktion bestimmt nichts Gutes.«

»Bravo! anselm glück liefert in seinem unbeirrbaren Abklopfen narrativer Strukturen einmal mehr ausgezeichneten Lesestoff. Ein Buch, das man allen Leserinnen und Lesern wünscht. Auch die Bilder halten, was der Sammeltitel verspricht – Musik für die Augen. Kein Wunder, daß dieser erfrischende Beitrag aus der Österreicher-Ecke kommt. Lesen, schauen und staunen. Danke. Auf den angekündigten Folgeband darf man gespannt sein.«

»Nicht kaufen! und sollte dieses Machwerk  in ihre Hände geraten, nicht lesen!«

aber vorsicht:
der unterhaltungsindustrie mißlingen die stars immer mehr

Presse

»Beharrlich macht anselm glück sich Bilder von der Zeit, denen man sich kaum mehr entziehen kann.« (Werner Krause)

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