Buchcover
Antonio Fian

Fertige Gedichte

2005
gebunden in Schuber , 13 x 21 cm
48 Seiten
ISBN: 9783854200550
€ 150,00

AUTOREN

Textauszug

Praterstern (Durchs Wirtshausfenster)

Zwei Japaner ziehn vorbei.
Eine Frau mit Kopftuch. Nun ein Mann mit Bart.
Eine junge Frau, die in ihr Handy spricht.
Ein Mann mit Kappe und ein Mädchen ganz in Schwarz.

Ein Knabe, rasch, auf einem Fahrrad.
Ein Herr, der hinkt. Ein Hund allein.
Erich Hackl. (Soll ich winken?)
Ein junges Paar im Streit.

Jetzt wär’ ein Hirte schön mit seiner Herde,
ein Elefant, auf seinem Rücken eine weiße Taube.
Nun zieht eine alte Frau vorbei,
weißes Haar, beige Haube.

Die guten Eltern

Es geht uns allen
viel zu gut.
Die Kinder sollen ‘s
einmal besser haben.

Wille zur Unterwerfung

Dass etwas endlich sagte: bäh!
und ich, gehorchend, bähte.
Dass etwas endlich sagte: mäh!
und ich, gehorchend, mähte.
Dass etwas endlich sagte: buh!
und ich, gehorchend, buhte.
Dass etwas endlich sagte: ruh!
und ich, gehorchend, ruhte.

10 Exemplare, gebunden mit aufgeklebtem Schutzumschlag, in einem Schuber zusammen mit einem Dyptichon mit Autograph des Autors, signiert und numeriert.

Antonio Fians Kunst besteht, hier wie in seinem ganzen Schreiben, in der Reduktion: nicht der 500seitige Familienroman, sondern das manchmal nur 10zeilige Dramolett, nicht 50 Sonette, sondern 1 Sonettkranz.

In diesem Band kann der Leser lange nach witzig, parodistisch, »lustvoll gemeinten« (Paul Jandl) Gedichten suchen, denn sogar noch die unbeschwerteren zwischen den rabenschwarzen Gedichten (die üblichen Themen: der Herbst, der Fußball, der Dichter, die Nacht, das Geschlecht) sind ziemlich finster eingefärbt. Einen so weiten und dabei nie larmoyanten Vorstoß in existenziell düsteres Gelände hat es seit den späten Jandl-Gedichten nicht mehr gegeben.

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